Wolfsspur - Kit Whitfield
Wir kennen Werwölfe im Allgemeinen als bösartige Kreaturen, welche die Menschen fressen und töten wollen. Doch es geht auch anders. Dass Werwölfe nicht grundsätzlich böse sein müssen, zeigt z.B. Kit Whitfield in ihrem Roman "Wolfsspur".
Lola arbeitet für ASÜLA (Amt für die ständige Überwachung von lykantrophischen Aktivitäten). ASÜLA ist eine Organisation, die die Werwölfe überwachen soll. Wir befinden uns nämlich in einer Welt, in der die für uns "normalen" Menschen in der Minderheit sind. Sie sind Missgeburten, die mit dem Kopf voran geboren wurden. Richtige Menschen werden mit den Füßen nach vorne geboren und haben die Fähigkeit, sich bei Vollmond in einen Wolf zu verwandeln. Doch eine Welt voller Werwölfe ist mit Problemen verbunden.
Damit die "richtigen" Menschen bei Vollmond nicht außer Kontrolle geraten und sich gegenseitig zerfleischen, wurde irgendwann ASÜLA gegründet. Sie besteht ausnahmslos aus Menschen, die sich nicht verwandeln können, und hat unter anderem die Aufgabe, in Vollmondnächten zu wachen. Dabei sollen sogenannte Streuner eingefangen werden, also Werwölfe, die nicht in Schutzräumen eingesperrt sind. Natürlich ist dieser Job äußerst gefährlich und viele Fänger sterben jung oder werden verstümmelt.
Lola hat jedoch noch einen anderen Mandanten, dessen Sozialbetreuer Paul sie kennenlernt. Und sie verlieben sich ineinander. Leider ist Paul ein richtiger Mensch, also ein Werwolf, der Lola dennoch zu schätzen weiß und besser zu ihr ist als jeder Mensch bisher. Er trampelt nicht auf den Unterschieden zwischen ihnen herum, sondern liebt sie so, wie sie ist.
Meinung:
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Eine Welt voller Werwölfe! Die Minderheit sind Menschen wie wir, aber sie sind in dieser Welt von großer Bedeutung, weil sie darauf achten, dass sich die Werwölfe nicht selbst gegenseitig zerfleischen. Eine interessante Situation, in die die Autorin den Leser da befördert.
ASÜLA ist keine sehr ehrenwerte Organisation, obwohl unsere Heldin eine halbwegs motivierte Mitarbeiterin dieser Organisation ist. Werwölfe verschwinden oft in den ASÜLA-Gefängnissen ohne Anklage, ohne Rechtsbeistand. Sie werden viele Tage oder sogar Wochen unter unmenschlichen Bedingungen gefangengehalten und "verhört". Nach einer Verwandlung zum Werwolf, also nach jedem Vollmond, verheilen oberflächliche Verletzungen, die bei den "Verhören" entstehen. Interessanterweise ist ASÜLA aus der Inquisition entstanden und noch immer wenden ihre Agenten verwerfliche Methoden an. Hier steht also ausnahmsweise mal nicht böser Werwolf gegen gute Menschen, sondern das Verhältnis ist gedreht. Die Werwölfe sind sympatischer als ASÜLA als Gesamtorganisation, wobei es natürlich auf beiden Seiten bösartige Subjekte gibt.
Aber abgesehen von der Liebesgeschichte bietet die Geschichte noch mehr. Sie ist ein Thriller, der in einer leicht ungewöhnlichen Welt spielt. Ein Mord muss aufgeklärt werden, die Heldin gerät auch in Gefahr, wie es sich gehört. Aber insgesamt bietet "Wolfsspur" wenig Actionelemente; es gibt keine großartigen Schießereien oder ähnliche Kampfeinlagen. Dennoch ist für Spannung gesorgt - durch die großartige gezeichnete Hauptfigur und die geheimnisvolle Situation.
Ein wenig gewöhnungsbedürftig ist, dass der gesamte Roman im Präsens geschrieben ist. Aber daran kann man sich gewöhnen. Leider hat das Buch bei über 630 Seiten auch die ein oder andere Länge, aber letztendlich wird es dadurch nicht langweilig. Und leider hat sich auch hier und da mal ein Logikfehler eingeschlichen, aber die kann man getrost ignorieren, da man gut unterhalten wird.